Leserbrief, Tagblatt, 7. Oktober, „Spielplätze werden zu Quartierpärken“

Wie kinderfreundlich ist St.Gallen?

Seit Ende September gehört Flawil zu den 22 Städten und Gemeinden in der Schweiz, die mit dem UNICEF-Label „Kinderfreundliche Gemeinde“ ausgezeichnet worden sind. Ich gratuliere Flawil zu dieser Auszeichnung! Was die Auszeichnung unter anderem bedeutet, war kürzlich im Tagblatt eindrücklich nachzulesen. So kümmert sich Flawil zum Beispiel um mehr Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen und hat konkret für die Neugestaltung von 18 Kinderspielplätzen die Meinung der Jüngsten eingeholt. Die Ideen fliessen nun in die Projekte ein. Genau so sollte es sein.

Und wie sieht es diesbezüglich in der Stadt St.Gallen aus? An der letzten Sitzung des Stadtparlaments wurde die Antwort des Stadtrats auf meine Interpellation zum Thema „Kinderfreundliches St.Gallen“ besprochen. Die Antwort des Stadtrats war klar: Wir wollen das UNICEF-Label nicht. Ich bin enttäuscht, dass der Stadtrat die Chance verpasst hat, sich klar für eine Kinderfreundliche Gemeinde zu entscheiden. Noch mehr enttäuscht bin ich aber über den Umstand, dass der Stadtrat keinen zielorientierten Prozess im Sinne der UNICEF als Alternative in Erwägung zieht. Viel mehr gibt er sich selbstzufrieden gute Noten und erklärt „wir sind auf dem richtigen Weg – auch ohne Label“.

Das UNICEF-Label „Kinderfreundliche Gemeinde“ sollte nicht einfach als „Label“ aufgefasst werden, sondern als Auszeichnung, um die sich eine Gemeinde bewirbt. Es ist viel mehr als ein Logo, das verwendet werden darf. Der Prozess beinhaltet neben der Analyse der Ist-Situation, auch das Aufzeigen von Entwicklungspotentialen, die Sicherstellung des Einbezugs der Kindersicht, die Vernetzung der verschiedenen Anspruchsgruppen in der Stadt und die Formulierung eines verbindlichen Aktionsplans über alle Departemente hinweg.

Mit der aktuellen Einstellung des Stadtrats laufen wir Gefahr, von anderen Städten wie Rapperswil-Jona und Wil und natürlich auch von kleineren Gemeinden wie Flawil in Sachen Kinderfreundlichkeit abgehängt zu werden. Können wir uns das wirklich leisten? Wollen wir noch mehr Familien an die Agglomerationen verlieren? Der Flawiler Gemeindepräsident verspricht sich jedenfalls dank der klaren Positionierung als „Kinderfreundliche Gemeinde“ noch mehr Attraktivität bei Neuzuzügern.

Stefan Grob
Stadtparlamentarier CVP/CSP

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